Michael Burges, oder von der Objektivität des Subjektiven
von Dieter Ronte
„Die Jahreszeiten sind etwas für Maler. Wasserfarben am Himmel, die sich im Wasser spiegeln.Tonige, kalkige, erdige, wässrige, ölige, glühende, fließende Farben, alles auf einem kleinen Brett, einem dünnen Stück Stoff.“
„Der Maler der Jahreszeiten spürt, riecht und hört nichts, wenn er hinschaut. Dann ist er ganz Auge. Wenn er sie malt, schaut er nicht mehr hin. Er malt sie alle aus dem Gedächtnis, auch die flüchtigsten, die nur eine Minute dauern.“
( Hans Magnus Enzensberger, Rebus.Gedichte, Der Maler der Jahreszeiten, Frankfurt 2009, S.9ff.)
Das Gedicht von Enzensberger beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung eines Malers mit der Natur. Die Texte zum Werk von Michel Burges beziehen sich zumeist nicht auf die Natur im poetischen Sinne, sondern auf die Naturgesetze und -strukturen, die der Botanik, der Geologie und vermehrt die der Physik, besonders in den vielen eindrucksvollen Texten von Gerhard Charles Rump, einem Kunsthistoriker und Kunsttheoretiker. Im Düsseldorfer Atelier des Künstlers spürt man die Ordnung und die Klarheit dieser Sichtweise in den Bildern, die ihrerseits perfekt geordnet sind, wie in wenigen Künstlerateliers. Der Betrachter erkennt ein System der Produktion und Lagerung. Zugleich erfreuen die Bilder seine Augen, die sich in Serien gliedern und ihrerseits an Natur erinnern, an Abbilder und Muster, welche Erfahrungen mit etwas unbewusst Gesehenem integrieren.